Betreuung

Sex und Intimität

Ein glückliches und befriedigendes Liebesleben auch für Brustkrebspatientinnen

Die Gründe für die Beeinträchtigung der Lust können vielfältig sein. Fassen Sie den Mut, Ihren Arzt nach möglichen Veränderungen auf Ihre Sexualität schon vor Beginn Ihrer Therapie zu fragen. Die Nebenwirkungen einer Behandlung mit Tamoxifen z.B. ähneln vergleichbaren Wechseljahrsbeschwerden, wie Scheidentrockenheit und führen zu sexuellen Funktionsstörungen, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken können. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, diese Beschwerden zu lindern. Lassen Sie sich ärztlich beraten.

Glückliche Sexualität nach einer Krebserkrankung bedeutet ein Stück Lebensqualität, auf das viele erkrankte Frauen nicht dauerhaft verzichten wollen. Direkt nach der Diagnose und eventuell auch unter der Behandlung kreisen die Gedanken in erster Linie darum möglichst bald und ohne große Nebenwirkungen geheilt zu werden. Obwohl die Beziehung zum Partner in dieser Phase besonders wichtig bleiben kann, tritt das Interesse an der gemeinsamen Sexualität nicht selten in den Hintergrund. Betroffene Frauen sind mit anderen, existenzielleren Fragen beschäftigt. Dafür sollte der Partner Verständnis haben.

Doch wie sieht die Situation aus, wenn auch nach abgeschlossener Therapie die Freude an der gemeinsamen Sexualität nicht zurückkehrt?

Wie Frau Prof. Dr. Hasenburg, Gynäkologin an der Universitäts- Frauenklinik Freiburg und Vorstandsmitglied des ISG e.V., raten auch wir betroffenen Frauen, sich mit diesem Zustand nicht ohne weiteres abzufinden – um ihrer selbst und um ihrer Partnerschaft willen nicht. Die Gründe für die Beeinträchtigung der Lust können vielfältig sein: So kann es etwa aufgrund der Behandlung von Brustkrebs zu einem vorzeitigen Einsetzen der Wechseljahre kommen, mit all den bekannten Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit und emotionalen Achterbahnfahrten. Eine Phase, die für kaum eine Frau völlig komplikationslos verläuft, zusammen mit einer Krebserkrankung aber eine besondere psychische und physische Belastung bedeutet.

Mit ähnlichen Problemen müssen sich ältere Patientinnen auseinandersetzen, die sich bereits in den Wechseljahren befinden und zusätzlich unter einer ihre Weiblichkeit betreffende Krebserkrankung leiden. Viele Frauen fällt es nicht leicht sich mit den körperlichen Veränderungen abzufinden: Nach einer Brustentfernung oder aufgrund der bekannten Folgen einer Chemotherapie fühlen sie sich nicht mehr so attraktiv und begehrenswert. Auch leiden Patientinnen unter, bzw. nach der Behandlung an großer Müdigkeit und depressiven Verstimmungen, die die Lust auf Sexualität zusätzlich hemmen.

Betroffene fühlen oft den gesellschaftlichen Druck, sich einfach nur dankbar für das Überstehen ihrer Krebserkrankung zeigen zu müssen – und alle weiteren Ansprüche zurückzustellen. Eine Ansicht, die laut Prof. Annette Hasenburg selbst bei einigen Ärzten anzutreffen sei. Wichtig ist es die auftretenden Veränderungen der Sexualität richtig einzuordnen:

„Sie sollten keineswegs als persönliches Versagen gewertet werden. Fassen Sie den Mut, Ihren Arzt nach möglichen Veränderungen auf Ihre Sexualität schon vor Beginn Ihrer Therapie zu fragen!“

Meist sei es sinnvoll, bereits an dieser Stelle den Partner in die Problematik mit einzubeziehen und ihn eventuell auch zum gemeinsamen Gespräch mit dem behandelnden Arzt mitzubringen.

Die belastenden Folgen einer Krebserkrankung für Liebe und Sexualität abzumildern, ist für beide Partner keine leichte Aufgabe. Oft verändert sich durch die Krankheitssituation die vertraute Rollenverteilung – wer nur mit Sprachlosigkeit reagiert, wird sich leicht fremd. Doch wenn beide Partner an einem Strang ziehen und offen zueinander sind, können sie gemeinsam versuchen, die körperlichen Beeinträchtigungen zu überwinden und zu einem erfüllenden Liebesleben zurückzufinden – mit Geduld, Zuneigung und all den zahlreichen Hilfestellungen, die die moderne Medizin heute bietet.

Prof. Hasenburg :

„Jede Krise ist auch eine Chance, die durch persönliches, phantasievolles Experimentieren eine Entwicklung ermöglicht. Sexualität ist das, was wir daraus machen“.